Welcomen June! Willkommen kleiner Maulbeerbaum

 

Herzlich willkommen, ihr Lieben und Wunderbaren, ich habe euch die Gartentüre weit, weit, weit aufgemacht. Zarte Federwolken ziehen über den Himmel, in dessen Blau Schwalben lautlose Muster zeichnen, oder können wir sie nur nicht hören, weil das Summen der Bienen und das Gezeter der Spatzen alle anderen Geräusche übertönt? Die weißen Clematis (Miss Bateman) blühen üppig. Die Harlekinweide schwebt wie ein zerzauster Ball über den Gräsern und hinter dem Kiesgarten schäumen die Rispen der Spiraea als wäre sie ein herabbrausender Wasserfall. Die 'vanhouttei' heißt nicht ohne Grund "Prachtspierstrauch".

Willkommen lieber Juni, der uns mit Vorfreude füllt. Denn er wird den Rosen die Knospen öffnen und am Ende seiner Tage sind die Kirschen und die Walderdbeeren reif. Jetzt schaukeln die Akeleien im Wind, prahlt der Zierlauch mit dicken Köpfen und der gemeine Schneeball (Viburnum opulus) malt weiße Flecken in die Welt.

Beim Vorübergehen streiche ich mit der Hand leicht über die Farne, die mir weit über die Hüpfte gewachsen sind. Der Weg führt zum alten Apfelbaum, wo an einem faulen Nachmittag der Kaffee getrunken wird. 

Wenn die Margeritenwiese blüht und ungezählte Sonnenflecken tanzen, lässt sich hier die Zeit wundervoll vertrödeln. Die Augen folgen dem Flug einer schwarzen Holzbiene, fangen das Amselkind ein ... wackelig und dick.

Hinten, im südlichsten Eck des Gartens, wartet die hölzerne Bank auf Besuch. Er wird kommen, gerne, wenn die Tage heiß und die Nächte warm geworden sind. Dann wird der Wollziest seine zartrosa Blütentürme nach oben recken und wir barfuß gehen. Willkommen Juni, du unverbesserlicher Versprechensflüsterer, du Sommeranfangskind.

Lasst uns zurück zum Haus gehen, ganz oben auf dem geböschten Terrassenbeet steht ein kleiner Neuankömmling. Ein hängender Maulbeerbaum.

Und glaubt mir, oft frage ich mich, was so ein Bäumchen wohl denkt, wenn es in meinen Garten kommt und die großen alten Herren sieht, mit ihren dicken Stämmen und ausladenden Kronen. Auch diesmal wurde das augenzwinkernde Ritual vollzogen, auch diesmal wurde er den anderen vorgestellt und umgekehrt.

Dieser Winter, oder waren es andere Umstände?, hat leider da und dort Platz für Neues geschaffen. Da ich so ein Naschobst-Groupie bin, fiel die Entscheidung auf etwas, das Früchte trägt. 

Morus alba 'pendula' - die weiße Hängemaulbeere ist anspruchslos, pflegeleicht, frosthart und bevorzugt trockene Gartenböden. Letzteres ist perfekt für den Standort, denn das Terrassenbeet ist den ganzen Tag der Sonne ausgesetzt. Sie ist eine Bienenweide (aber welcher Obstbaum ist das nicht?) und Naschobst für Vögel und Mensch. Mit ihren hängenden Ästen sieht sie wunderhübsch aus, zudem wird sie ab der Veredelungsstelle nicht mehr wesentlich höher, sie legt mehr in der Breite zu.

Ich habe die Liege auf der Terrasse so hingestellt, dass  jeder den Neuankömmling bequem aber gebührend bewundern kann. Zu seinen Füßen blüht derzeit der Thymian und lockt damit hoffentlich Bestäuber an.

Vielen lieben Dank für eure Begleitung, für den Plausch unter dem Apfelbaum, die anerkennenden Worte für den Maulbeerzwerg und eure Geduld mit mir und meinem Garten. 

Ich wünsche euch einen Juni, der eure Sehnsucht stillt, egal wonach euer Herz und euer Verstand auch immer Verlangen hat. Ich wünsche euch die Leichtigkeit des Seins den ganzen Monat lang - und Lachen und Gesundheit und Glück.

Den Mai verabschiede ich mit einer kleinen Collage, zusammengestellt mit Fotos aus den vergangenen Jahren.

Fühlt euch gedrückt und geherzt

Tante Mali