Heuernte im Stadtgarten

 

"Ich schenke dir einen Kindertraktor," sagte gestern der Mann in meinem Leben zu mir, "so einen aus Plastik und mit Pedalen zum Treten." Die Antwort kam prompt, verschwitzt und mit der Heugabel in der Hand: "Ja, gerne, aber nur wenn er ferrarirot ist und einen Heuwender hat." 

Herzlichst willkommen, ihr Lieben und Wunderbaren, zur Heuernte im Stadtgarten und eine Warnung an alle "Perfect-Green-Fetischisten" gleich vorweg: Dieser Post kann Ihre ästhetischen Ansprüche beleidigen, denn hier wird ein Teil des Rasens, der eigentlich eine Wiese ist, das erste Mal gegen Ende Juni gemäht. Vielen von euch ist das ja bereits bekannt. Vor zwei Wochen habe ich meine Erfahrungen mit euch geteilt. Heute folgt sozusagen Part 2.

Das Gras ist ausgewachsen, die Margeriten nahezu alle verblüht und die darunter verborgenen Frühblüher hatten genug Zeit, sich Kraft aus ihren Blättern in die Knollen zu ziehen - see you guys next year! Wochenlang habe ich diese Bereiche mit dem Rasenmäher umkreist, zwei, drei, vier Tage mit dem Gedanken, dass ich jetzt dann doch die langen Stängel abschneiden sollte ... das geschieht per Hand und gleicht meist einem gröberen Massaker. Warum? Na, weil ich mit der Sense so mähen kann, wie ich mit einem Auto mit Anhänger fahren kann - ich bin eine "Gerade-aus-Fahrerin", wie ich eine "Buckelpisten-Sensen-Mäherin" bin. ABER, aber, aber ich beginne mit dem Mähen früh morgens, das habe ich gelernt, dann, wann das Gras noch taunass ist. Fragt den Bauern eures Vertrauens ... falls er noch die Sense schwingt, es mäht sich leichter und das Gras hat den ganzen lieben Tag lang Zeit zum Trocknen.

Ja, ich mache Heu - das habe ich schon erzählt (klick) und es mag eine Marotte sein, eine unnütze Spielerei, ein belächelbarer Arbeitsaufwand, vergeudete Zeit ... stimmt! ABER - ich liebe diesen Geruch und könnte mich in ihn noch immer hineinlegen, wie wir es als Kinder gemacht haben. Damals sind wir - Rüffel vorprogrammiert, in der Tenne von den Dachbalken ins Heu gesprungen. Verdreckt, verstaubt, zerkratzt, hustend und mit verstopfen Ohren und Nase ... schön war's! Heute springt hier niemand mehr ins Heu, es wäre auch zu wenig vorhanden. Heute wird es für das Igelhaus, zum Kochen und als Dekoration verwendet. 

Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, bei der mit der Sense gemähten Buckelpiste. Die wird, nachdem das Heu eingefahren wurde, sprich in der Schubkarre und in Körben unter dem Carport steht, ganz einfach mit dem Rasenmäher auf einen veritablen Bürstenschnitt getrimmt. Danach reche ich mit dem Eisenrechen einmal den gesamten Bereich kräftig ab und lockere an den kahlen Stellen ein wenig die Erde. 

Dort werden dann wieder Margeriten ausgesät und diesmal habe ich von einem Spaziergang auch etwas Leimkraut mitgebracht. Bin gespannt.

Zum Abschluss wird noch einmal gut gedüngt. Bitte verwendet keinen Rasendünger, den mögen die Margeriten so ganz und gar nicht. Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, darf ich in dieser Gartensaison den biologischen Bodenverbesserer von Gartenkorn probieren. Bisher bin ich sehr zufrieden damit. 

Kräftig gießen ... fertig! Heuernte im Stadtgarten abgeschlossen, das Igelhaus befüllt, der Nachbarin einen Sack voll hingestellt, denn auch dort wohnt der Igel im Holzhaus und ... nein, zum Dekorieren und Kochen hatte ich noch keine Zeit ... uuupppssss!

Heuduft, das ist Sommer und Ferien und frei und wild sein ... und mit ihm wünsche ich euch einen Sommer, der so groß ist, dass tausende schöne Geschichten darin Platz finden, Geschichten zum erzählen, wenn die Tage wieder kürzer geworden sind.

Fühlt euch gedrückt und geherzt

Tante Mali