Maiglück: Fliederduft und Cjarsons

 

Dieser Mai ist sparsam mit seinen warmen Tagen. Bevor ich mich hingesetzt habe, um den Post zu schreiben, war ich im Garten und hab die sensibleren Gemüter zugedeckt. Jetzt steht eine große Tasse heiße Schokolade neben mir, im Kamin brennen ein paar Buchenscheite, würde nicht ein großer Strauß mit dunklem Flieder seinen Duft im Haus verteilen, könnte ich nicht glauben, dass in wenigen Tagen der Juni beginnt. Und dennoch gab es sie, diese scheinbar schwerelosen Stunden, die ein Mensch mit sich selbst oder mit anderen Menschen verbringt. Die Sonne auf der Haut, einen Rosenkäfer im Haar, die nackten Zehen im Gras.

Stille Lesefreuden, lange Telefonate mit lieben Menschen, hunderte Kilometer entfernt und ein gemütliches Geburtstagsessen für und mit meiner Nachbarin. Ich hab ihr einen Kranz aus Flieder gewunden, weil sie ihn sehr mag und auch den Tisch und den überdachten Sitzplatz mit Flieder dekoriert. 

Wir haben geplaudert und gelästert, gegessen und getrunken, wir haben uns in dicke Decken gewickelt und waren nicht bereit, ins Haus zu gehen, weil wir irgendwann einmal davon sprachen, worum es im Leben geht. Darum, sich ein glückliches und zufriedenes Lächeln zu bewahren, weil der Blick für die kleinen Freuden des Lebens trotz allem und vielem und jenem offen geblieben ist. Darum, nicht damit aufzuhören, über den Tellerrand zu schauen. Darum, seinen wachen Geist zu füttern, darum, sich immer und immer wieder über seine eigene Grenzen hinweg zu wagen und dem Spiegelbild ehrlich in die Augen zu sehen. Darum, den Schalk im Nacken zu füttern, die Flausen im Kopf zu vermehren ... jetzt versteht ihr, warum die dicken Decken notwendig waren.

Meine Nachbarin hat sich Cjarsons gewünscht, weil sie, so sagte sie, noch niemalsnienicht welche gegessen hat. Cjarsons, die Verwandtschaft von Ravioli, Käsnudeln, Schlutzkrapfen, Maultaschen, Piroggi und Co. aus dem nördlichen Friaul. Ausgesprochen mit einem Tsch und einem Sch (Tscharschons). In den engen Tälern auf der Südseite des Karnischen Kamms hat nahezu jeder Haushalt sein eigenes Rezept für die Fülle. Ricotta ist meist die Basis und dann kommt hinein, was Natur und Garten, Lust und Laune zu bieten haben. Wildkräuter, Spinat, Waldfrüchte, Radicchio...

Cjarsons Rezept

Für den Teig: 

150g Semola rimacinata di grano duro - das ist dieser doppelt gemahlene italienische Hartweizengrieß (Feingrieß)

150 g Mehl - ich verwende seit einiger Zeit das Manitoba Mehl und bin sehr glücklich mit dem Geschmack

2 Eier

handwarmes Wasser

Den Semola rimacinata mit etwas lauwarmen Wasser abrühren und eine Stunde ziehen lassen. Die Masse sollte eher trocken als nass sein.

Danach mit den restlichen Zutaten zu einem festen Nudelteig verkneten. Während der Teig ruht, lässt sich gut die Fülle zubereiten.

Für die Fülle:

500 g Ricotta, 50 g getrocknete Steinpilze (bitte für ein paar Stunden in Wasser legen), eine Birne, 100 g geriebenen Parmesan, 3 EL geriebene Walnüsse, Salz, Pfeffer

Die Birne klein schneiden und gemeinsam mit den Steinpilzen im Pilzsaft bissfest kochen. Das Wasser abgießen - nein, nicht wegschütten, sondern zum Kochwasser für die Nudeln geben. 

Alles Zutaten miteinander vermischen.

Den Teig dünn ausrollen - ich mache es mit der Nudelmaschine, Häufchen der Fülle draufsetzen, den Teig darüber klappen, gut andrücken und mit dem Teigradler (Teigrädchen) ausschneiden. Der Rand ist nicht so kunstvoll gestaltet, wie bei den Kärntner Kletzennudeln, mancherorts wird ein Muster mit der Gabel in den Teig gedrückt, mancherorts sind die Cjarsons auch viel kleiner als hier, das ist Geschmacksache oder Familientradition. Die gefüllten Nudeln aus Friaul werden zuerst in Salzwasser gekocht und dann in eine Pfanne mit zerlassener Butter gelegt.

Was niemals fehlen darf, sind Zimt und Parmesan beim Servieren, wer will, kann gerne auch noch Kräuter - hier ist es Salbei, in die Butter geben.

Einen solchen Abend schenkte uns der Mai und wie gerne hätten wir alle mehr von diesen Abenden gehabt. Nicht nur, weil hier eine neue Tischleuchte eingezogen ist, eine "Ubi", die mittels Flüssigwachs brennt. Keine Wachsflecken auf Tisch, Servietten und Kleider und ein elegantes Design, das zu jeder Deko passt. Gefunden habe ich sie bei einem Österreichischen Familienbetrieb und gerne verrate ich euch auch den Namen: Candola. 

Meine Nachbarin hat sich dafür entschieden, eine schlichte weiße Kerze in ihren Kranz zu stellen. Und wären wir nicht beinahe erfroren, würden wir vermutlich immer noch draußen sitzen und plaudern und lästern und darüber reden, worum es im Leben geht. 

Manchmal stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn ihr alle um diesen Tisch sitzen würdet und wir könnten von Angesicht zu Angesicht miteinander kommunizieren. Ich bin mir sicher, wir hätten uns viel zu erzählen. Für heute sage ich DANKE, dass ihr meine Gäste gewesen seid und wünsche euch eine zauberhafte Zeit. 

Fühlt euch gedrückt und geherzt

Tante Mali

P.S. Dieser Post enthält eine Produktplatzierung ... ahhh und wenn ihr wollt, nehmt doch etwas auf eure Pinwand mit.